Kartelle, Kartellgesetzgebung in Praxis und Rechtsprechung vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart
Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Hans Pohl
Die hier behandelte Thematik "Kartelle" gehört in den weiteren Umkreis Konzentration. Trotz der nahezu 150jährigen Aktualität der Problematik Konzentration steckt ihre Erforschung noch in den Kinderschuhen. Dies ist darauf zuzuürckzuführen, dass die Meßbarkeit des Konzentrationsprozesses auf erhebliche Schwierigkeiten stößt und auch für die Beurteilung der Kartellisierung-Syndizierung ausreichende einzelwirtschaftliche Daten und globale Marktdaten fehlen. Das gilt auch, wenn wir nicht dem weiten Konzentrationsbegriff von Helmut Arndt und Günter Ollenburg zugrundelegen, die Konzentration als "Ballung ökonomischer Größen" verstehen, also neben der uns hier interessierenden Betriebs- und Unternehmenskonzentrtion, Einkommens-, Vermögenskonzentration, Konzentration der Verfügungsmacht und andere Spielarten, sondern nur, um mit Gunzert zu sprechen, den "Prozess im Zeitablauf" untersuchen, "der sich als ein Wachstum des Leistungsanteils der oberen Betriebs- bzw. Unternehmensgrößenklassen gegenüber den kleineren Größenklassen manifestiert". Die sich daraus möglicherweise ergebende und bei der Kartellisierung-Syndizierung durch die Zusammenfassung von Unternehmensfunktionen angestrebte ökonomische Konzentration mit ihren Folgen für den Markt muss bei der Erforschung der Konzentration berücksichtigt werden. Für die Beurteilung der Betriebs- und Unternehmensgrößen erscheint eine jeweils der untersuchten Branche im Zeitablauf angepasste Kombination verschiedener quantitativer Merkmale sinnvoll. "Hierzu gehören das Produktionsergebnis pro Zeiteinheit, der Umsatz, die Zahl der Beschäftigten, die Höhe des Anlagevermögens oder gegebenenfalls die Bilanzsumme und technische Angaben zur Verdeutlichung der Unternehmens- bzw. Betriebsstruktur und zur Klärung der Vergleichbarkeit".
Wissenschaftsgeschichtlich haben sich in der Vergangenheit bereits Wirtschaftspolitiker, Nationalökonomen und Juristen, die Rechtssprechung, die Parteien und Gewerkschaften für dieses Thema interessiert. Mit dem 2. Nassauer Gespräch kamen die Historiker dazu.
(Auszug aus der Einleitung zum Tagungsband)
Programm
Die Entwicklung der Kartellbewegung bis 1914
Ulrich Wengenroth (Mainz)
Kartelle und ihre volks- und einzelwirtschaftliche Bedeutung bis 1914
Dr. Rainer Fremdling und Jochen Krengel (Berlin)
Die Haltung der Nationalökonomie zu den Kartellen bis 1914
Dr. Klaus Herrmann (Stuttgart-Hohenheim)
Die Haltung der Rechtswissenschaften zu den Kartellen bis 1914
Prof. Dr. Karl-Heinz Fezer (Konstanz)
Kartelle in der öffentlichen Meinung bis 1914
Dr. Rainer Gömmel (Regensburg)
Kartelle in der Zeit des Ersten Weltkrieges. Funktionen im Rahmen der Kriegswirtschaft und Sozialisierung
Dr. Hermann Schäfer (Freiburg)
Die internationale Diskussion der Kartellproblematik
Dr. Hans-Peter Schwintowski (Göttingen)
Die Kartellverordnung von 1923: Entstehung, Inhalt und praktische Anwendung
Klaus J. Bremer (Freiburg)
Konzentrationsbewegung und Wiedereingliederung der deutschen Wirtschaft in ihre weltwirtschaftlichen Beziehungen nach dem Ersten Weltkrieg
Dr. Gottfried Plumpe (Bielefeld)
Das Zwangskartellgesetz von 1933. Seine wirtschaftliche Bedeutung und seine praktischen Folgen.
Priv. Doz. Dr. Wilfried Feldenkirchen (Bonn)
Zur Entwicklung der Kartellsteuerung
Priv.Doz. Dr. Georg Crezelius (Bielefeld)
Die Nationalökonomie und das Zwangskartellgesetz von 1933
Dr. Ulrich Nocken (Düsseldorf)
Die Haltung der Unternehmer zur Zwangskartellisierung
Dr. Horst A. Wessel (Düsseldorf)
Die alliierten Entflechtungsmaßnahmen - Politische und juristische Aspekte
Dr. Rolf Wank (Köln)
Die Entflechtungsmaßnahmen und ihre wirtschaftliche Bedeutung
Dr. Günther Schulz (Bonn)
Grundsätze, Entstehung und Novellierungen des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB)
Horst Satzky (Berlin)
Der Einfluss der Nationalökonomie auf die Gestaltung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB)
Dr. Hans-Joachim Landmesser (Düsseldorf)
Der Einfluss der Rechtswissenschaft auf die Gestaltung des GWB
Dr. Heinz-Josef Willemsen (Köln)
Die Praxis der Kartellbehörden
Dr. Hans-Heinrich Barnikel (Berlin)
Die gerichtliche Praxis zum Kartellrecht als Ausschnitt der Durchführungspraxis des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen
Dr. Franz Häuser (Mainz)
Das Kartellverbot in der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl und in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und seine Anwendung
Dr. Theodor Baums (Bonn)
Die Entwicklung des amerikanischen Antitrustrechts - Ein kurzer Überblick
Claudia Loy (Freiburg)
Zusammenfassung liegt vor!
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